Beziehung und Empathie
Hallo liebe Hundefreunde. Irgendwie ist es typisch für unsere Hunde und nicht nur für die, dass das „Hören“ auf die Hundehalterin bzw. den Hundehalter nicht immer funktioniert. Die meisten Hunde machen gerne bereitwillig das Training mit, die Kommandos ihres Menschen auszuführen, wenn die Umwelt nichts interessanteres bietet.
Das wird in der Praxis häufig so trainiert, das nach Ausführung des Kommandos eine sofortige Futterbelohnung durchgeführt wird. Somit wird ein gewünschtes Verhalten bestätigt. Vom Grundsatz her ist das auch richtig. Aber die Erfahrungen vieler Menschen mit Hunden zeigen immer wieder, das der eigene Hund gerade dann nicht „Sitz“ macht, wenn auf der anderen Straßenseite der rivalisierende Rüde läuft, der sich eventuell auch nicht gerade neutral verhält. Dieses konditionierte Lernen schließt dann leider viele Umweltbedingungen aus. Der Mensch und sein Hund sind nicht alleine, sondern werden mit Reizen konfrontiert, die es schwer machen auf den Menschen hören zu wollen. Zurück kommend auf den eingangs erwähnten rivalisierenden Rüden, denkt der eigene Hund gar nicht darüber nach für ein Stück Futterbelohnung sich brav hinzusetzen. Auch Hunde sind gute Selbstdarsteller, man denke z.B. nur an das imponierende Tragen von Beute (z.B. Stock). Somit macht es für viele Hunde keinen Sinn, sich in der Situation ruhig zu verhalten. Stattdessen wird gekontert entsprechend dem eigenen gefühlten Status.
Während viele Hunde also gerne auf Ihre Menschen hören und Ihnen die Führungsrolle überlassen, tritt bei einigen in Erscheinung, in brenzeligen Situationen nicht auf Ihre Menschen zu hören und selber zu entscheiden, wie die Situation zu handhaben ist. Und das wird natürlich auf hündischer Art und Weise durchgeführt. In der Beziehung zwischen Mensch und Hund, übernimmt der Hund also zeitweise die Führungsrolle und bestimmt wie im geschilderten Beispiel beschrieben, wie die Kontaktaufnahme zu Artgenossen erfolgen soll, die nicht zur eigenen sozialen Gruppe gehören. Was hier geschieht ist, das die gewünschte Orientierung vom Hund zum Menschen temporär auf den Kopf gestellt wird. Um das zu Verändern ist es nicht ausreichend durch konditioniertes Lernen Befehle ausführen zu können sondern die Beziehung so zu gestalten, das der eigene Hunde sich auch in schwierigen Situationen an seinem Menschen orientiert. Das bedeutet in der Praxis, wenn ich als Halterin bzw. Halter den anderen Hund keine besondere Aufmerksamkeit schenke und mein Hund sich an mir orientiert, so wird er es mir nach tun. Egal ob er den Hund mag oder nicht. Somit wurde die soziale Kontaktaufnahme auf der Weise gemanagt, das ein eventueller kurzer Blick zum anderen Hund völlig ausreichend ist.
Hunde sind soziale Lebewesen und haben eine sehr stark ausgeprägte Empathie. Das reine funktionale Lernen nach Reiz-Reaktionsmustern ist für solch hoch intelligente Lebewesen eine Unterforderung wenn nicht gar eine Beleidigung. Hunde lernen sich im Kontext Ihrer Umwelt anzupassen, wobei die emotionale Betroffenheit eine große Rolle spielt. Hunde lernen neben der Konditionierungslehre durch Beobachten und Nachahmung. Wenn wir uns als Halter in manchen Situationen unsicher verhalten, so erkennt das in vielen Fällen unser Hund. Je nach „Charakter“ wird er es uns gleichtun oder seinem Gefühl nach fehlender Führungskompetenz beim Menschen dadurch ausgleichen, die Situation durch entsprechendes handeln zu bestimmen.
In der Beziehung zu meinem Hund stehe ich unter ständiger Beobachtung, sofern er mit mir im Haushalt lebt. Meine soziale Kompetenz, worunter auch Konfliktfähigkeit und Problemlöseverhalten zählen und Empathie spielen eine tragende Rolle. Nimmt mein Hund mich so wahr, das ich Situationen des Alltags fair und verständlich löse, mich in Konflikten Durchsetzen kann und es zur Beruhigung in der sozialen Gruppe kommt, bauen sich eine Orientierung und ein Vertrauen auf, das auch in schwierigen Alltagssituationen bestehen bleibt.
Die allerbeste Methode nutzt nicht oder das sicher konditionierte Verhalten wird nicht gezeigt bei hoch intelligenten und empathischen Lebewesen, wenn die Situation dergestalt ist, das die Auswirkungen aus Sicht des Hundes zu nachteilig sind. Mein Hund entscheidet dann nach eigener Erfahrung und Gefühl, dem Augenblick zu begegnen. Ich als Mensch spiele dann in der Entscheidungsfindung keine oder nur eine Nebenrolle. Hat mein Hund jedoch erfahren, das ich verlässlich und sicher führen kann und ich diese Rolle auch einfordere, so ist es für Ihn von Vorteil sich auch in brenzeligen Situationen an mir zu orientieren. In diesem Fall ist er gewillt mir „zuzuhören“ und meinem Verhalten und Anweisungen zu folgen. Unseren Hunden mag es da wohl so wie uns ergehen. Personen, denen wir vertrauen und deren Kompetenz glauben schenken, eher in unbekannte und schwierige Situationen zu folgen als wenn es nicht der Fall ist.
Hundeerziehung ist nicht der Griff in die Methodentrickkiste oder das reine funktionale Lernen nach Reiz-Reaktionsmustern mit Belohnung bzw. Bestrafung und Verstärkern. Sie ist aufgebaut auf eine stimmige Beziehung zwischen Hund und Halter. Ist diese Beziehung gut, so fällt es mir auch in schwierigen Situationen leichter, Orientierung von meinem Hund zu mir einzufordern. Hunde sind sozial sehr intelligent und äußerst empathisch und so sollten wir auch mit Ihnen umgehen.