Anti-Jagd-Erziehung! Teil 1.

hund-jagtWaren Sie von einer Sache oder einem Gefühl schon einmal ganz und gar gefangen. Nichts konnte Sie abhalten dem nachzugehen. Keine Mahnungen oder gutes Zureden noch Versprechungen.
Erinnert Sie dieses manchmal nicht auch an Ihren Hund?

Er kann alles sehr gut. Läuft brav an der Leine, bleibt neben Ihnen liegen, ist mit Menschen und anderen Hunden gut verträglich und nimmt gerne Ihre Leckerbissen entgegen. Aber im Freilauf läuft er weg sobald sich in der Ferne Rehe, Hasen, Autos, Radfahrer, Jogger oder ähnliches bewegen. Oder im Nahbereich sofort im Gebüsch verschwindet, wenn es raschelt. Wenn Sie Glück haben, entdecken Sie vor Ihren Hund das Objekt seiner Begierde. „Hiiier“ rufen oder „SITZ“ noch das eingeübte Schleudern der Disc-Scheiben hat irgendeine Wirkung.
Jetzt stehen Sie hier mutterseelenallein in der Natur. Mit der Leine in der Hand als Zeugnis, das ein Hund zu Ihnen gehört. Sie fragen sich, was mache ich hier so allein ohne meinen „treuen“ Begleiter? Zugleich durchströmt Sie die Angst um den Gefährten. Gedanken an Autos, Jäger und vieles mehr durchschießen den Kopf. Der Kloß im Hals wird immer dicker. Oder es keimt im Innern auf, „alles kriegt mein Hund von mir und trotzdem läuft er weg“. Der Zorn schleicht sich hoch und der Kopf wird warm. Dann endlich taucht Ihr verschollener Liebling wieder auf. Sie überlegen schnell, wie Sie sich jetzt richtig verhalten sollten? Die Wurst rausziehen und ihn freudig begrüßen. Bloß nicht schimpfen? Jedes zurückkommen soll doch bejubelt werden? So wird es doch immer gesagt. Ihre Stimmung durchläuft Hoch- und Tiefpunkte. Nicht so Ihr Hund! Er kommt zurück wirkt irgendwie berauscht, glücklich. Oder bedrückt und nähert sich vorsichtig. Seien Sie sich bewusst, Ihr Hund ist Meister im Lesen der Stimmung „seiner“ Menschen.

Schlechte Beziehung?

Hat mein Hund denn gar keine Bindung zu mir oder ist unsere Beziehung so schlecht? Trotz allem was ich für Ihn tue! Oder sind es Störungen aus der Welpenzeit, vom Züchter oder Vorbesitzer? Ich kann jetzt schon trösten. Mit großer Wahrscheinlichkeit nicht. Hunde jagen, weil es Spaß macht. Es berauscht Sie förmlich. Ein Hormoncocktail wird aktiviert, der dem Hund die Sinne für alle anderen  Eindrücke unterdrückt. Im Gefühl der Jagd ganz und gar gefangen und berauscht. Nichts kann Ihn jetzt noch abhalten dem nachzugehen. Trotz guter Erziehung und Bindung ist die Jagd für Ihn eine der größten Leidenschaften. Ein wölfisches Erbe. Nicht hinein gezüchtet sondern einfach vorhanden. Da drängt sich doch sofort der Gedanke auf, kann ich denn überhaupt etwas dagegen tun?

Allgemein bekannt ist, dass die unterschiedlichen Hunderassen im Jagdverhalten sich schon unterscheiden. Seitdem der Wolf zum Hund wurde, ist dieses über lebenswichtige Verhalten nie verschwunden. Die Ausprägungen sind jedoch unterschiedlich. Von der Stammesgeschichte, der Vererbung und Genetik, wird dieses Merkmal von Generation zu Generation weitergegeben. Bei der heutigen Rassenzucht wird größtenteils auf äußere Merkmale und selektiv ausgewählte Gesundheitsmerkmale gezüchtet. Ob im Verhaltensrepertoire der sogenannte Jagdtrieb stark oder nur gering ausgeprägt ist, ist bei der Beurteilung selten von Bedeutung. Mit Ausnahme den jagdlich geführten Hunden von Jägern, in deren Linien (Stammbäume) schon sehr darauf geachtet wird. Traditionell ist bei Hunden, die für die Arbeit bzw. bestimmte Aufgaben gezüchtet werden, das Verhalten wichtiger als das Erscheinungsbild.

Was kann ich tun?

Gegen die Vererbung können Sie also nichts tun. In der Entwicklung aber, die Ontogenese, bestehen Chancen um steuernd einzugreifen. Die Erziehung von Hunden bietet Möglichkeiten das Jagdverhalten zu kontrollieren, aber niemals völlig abzuschalten. Es gehört viel Erfahrung und Training dazu. Das Üben in realistischen Bedingungen, eine gute Beobachtungsgabe und ein gutes Timing. Je nach Impulsivität des Hundes kann es sehr gut Gelingen bis sehr schwierig werden. Es ist immer der Kampf gegen die Genetik, Hormone oder auch guten Gefühle, die eine Jagd beim Hund auslösen.

Wichtig ist bei der Erziehung nicht verbissen zu werden und unter starken Stress zu geraten. Denn das überträgt sich auch auf Ihren Hund und ist kontraproduktiv für ein erfolgreiches Training. Ein Schuss Humor dabei ist immer gut.

Im nächsten Kapitel werde ich näher darauf eingehen, was Erziehung leisten kann. Für eine bessere Kontrolle des Jagdverhaltens. Zu Teil 2.

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